Dispensationsgesuch für Generalstabsoffiziersseminar

Sehr geehrter Chef der Armee,
sehr geehrter Korpskommandant,
geschätzter Thomas

Danke für die Dienstankündigung vom 22. Februar 2024 bezüglich “Generalstabsoffiziersseminar 2024-1”. Ich beantrage in absteigender Priorität:
a) meine sofortige Inaktivierung gemäss VMDP;
b) die Dispensation von den Generalstabsoffiziersseminaren;
c) die Verschiebung des Aufgebots ins Jahr 2025.

Begründung:

A) Aufgrund meiner ausserdienstlichen Tätigkeiten in den vergangenen 25 Jahren bin ich sehr gut über die geo- und sicherheitspolitischen Vorgänge auf der Welt und in der Schweiz im Besonderen informiert (siehe auch hier – Ein Abo ist kostenlos!). Ich bin mit der “einnordenden” Einleitung im Schreiben (“Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine…”) dezidiert nicht einverstanden und distanziere mich ausdrücklich von dieser verkürzten Einschätzung. Eine Veranstaltung, die unter dieser Prämisse durchgeführt wird, liegt somit in ihrem AEK fundamental falsch. Detailfragen werden irrelevant. 

B) Doch das Problem liegt noch tiefer: Die Schweiz hat ihre Neutralitätspolitik aufgegeben, sich der “Regelbasierten Weltordnung” (man kann es auch “Doppelmoral” nennen) nach dem Gusto der USA verschrieben, nähert sich kontinuierlich der NATO an und erlaubt sich keine eigenständige, den Fakten verpflichtende Bedrohungs- und Lageanalyse, welche grundlegende und offensichtliche geopolitische Aspekte auch nur schon erwähnt. Nachweislich kompetente Schweizer Analysten werden bewusst ausgeblendet. Um einen dieser Analysten zu zitieren: “Es scheint so, als habe die Schweiz sich vom gesunden Menschenverstand komplett losgesagt. [D]ie Schweiz wird ihr bereits angeschlagenen Renommee weiter schädigen.” Dem Interesse der Schweiz als Nation dient dies alles nicht. Div Gustav Däniker lässt vor Jahren sich so zitieren: “Wir haben alles richtig gemacht, aber in die falsche Richtung.” Denn die Fehlausrichtung ist offenbar politisch gewünscht, reiht sie sich doch nahtlos an die Fehler der letzten 35 Jahre, welche die Armeeführung zusammen mit der politischen Führung der Schweiz zu verantworten hat. Die negativen Konsequenzen treten immer deutlicher zutage. Die Armee dient somit Kreisen, die als Landesverräter betitelt werden können. Zu dieser Armee will ich nicht gehören und diese Mitverantwortung will ich nicht tragen. Ich werde daher die Armee nicht weiter unterstützen und “kündige diese Freundschaft” auf. 

C) Meine kritischen Fragen, Empfehlungen und Bemerkungen sind nicht gewünscht bzw. werden nicht zufriedenstellend bzw. nur ausweichend beantwortet. Ich kann daher keinen zielführenden Beitrag zur Verbesserung der Armee oder zum Seminar mehr leisten. Es ist somit für beide Seiten besser, wenn ich nicht zu den zwei Tagen aufgeboten werde und das Wohlfühlambiente mit meinen Fragen und Bemerkungen störe. In der rein passiven, konsumierenden Rolle habe ich mich nie sehen können, bzw. zu den Ab- und Zunickern gehöre ich definitiv nicht. Auf eine Vorstellung “im falschen Film” habe ich weder Zeit noch Lust.

D) Ich wurde dieses Jahr 50 Jahre alt und werde daher bald aus der Dienstpflicht entlassen. Diese beiden Diensttage verursachen Kosten auf Seite der Armee und bei mir. Ein Nutzen ist nicht erkennbar. Die zwei Tage sind daher weder Gewinn für mich noch für die Armee. Hier kann einfach und sinnvoll gespart werden.

E) Ich wurde die vergangenen Jahre sowieso nicht mehr aufgeboten, was ich als Beweis anführe, dass mein Beitrag nicht mehr gewünscht bzw. von Relevanz ist. Auch eine Umteilung nach der Reorganisation der FUB fand nicht statt. Ein konsequenter Verzicht auf meine Person ist daher nur folgerichtig. 

siehe auch hier

Deshalb empfehle ich mit höchster Priorität meinen Antrag a) und b): meine sofortige Inaktivierung gemäss VMDP und damit die Dispensation von den Generalstabsoffiziersseminaren.

Danke für die wohlwollende Prüfung meines Gesuchs.

Kameradschaftlich
MMM

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