Sorry, Armee – Mäld’ mi ab!

Herr Korpskommandant und CdA

Ich habe genug! Es reicht!

Ich beantrage die umgehende Versetzung in die Personalreserve bis ich das offizielle Entlassungsalter erreicht habe. Alternativ werde ich mich für jegliche Aufgebote zu Militärdiensten dispensieren lassen bzw. andere legale Wege ausnützen.

Zusammenfassende Begründung (mehr in meinen Blogbeiträgen):

Neutralitätspolitisch

Schon länger stelle ich eine Unterwanderung der Schweizer Neutralität fest. Die einseitige Ausrichtung auf den Westen und die NATO war schon lange erkennbar. PfP, Interoperabilität und Rüstungsbeschaffungen sind Zeugen dieser Fehlentwicklung. In letzter Zeit wird von der Politik zusätzlich in diese Richtung gearbeitet. Obschon fast 100% der Bevölkerung hinter der Neutralität stehen, wird ihr kontinuierlich die Grundlage entzogen: das Vertrauen der anderen Länder in unsere Neutralität durch Taten, nicht durch Worte. Heute hat der Bundesrat einen Spagat angekündigt, der uns zerreissen wird. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht! Wie blöd muss man sein, sich von den medialen und nachrichtendienstlichen Lügen einlullen zu lassen? Das alles wird sich rächen. Dann will ich nicht im Dienste der Armee stehen müssen und für Dummheiten der Politiker mit meinem Leben bezahlen müssen. Das Leben wird schon genug hart angesichts der vielen Fehlentscheidungen.

Bedrohungsanalyse

Die Bedrohungsanalyse des NDB bzw. des Bundesrats ist – nach meiner Beurteilung – zu 90% komplett falsch. Auf dieser Basis kann keine gute Sicherheitspolitik entstehen. Die Armee selbst scheint keine Bedrohungsanalyse zu vollziehen. Sie übernimmt lieber die politisch verfärbte Version des NDB. Damit nimmt sie in Kauf, dass sie auf nicht-existente “Bedrohungen” losgeschickt wird, sich auf solche vorbereitet und damit existierende Bedrohungen vernachlässigt. So lässt sich kein Konflikt gewinnen. Die Soldaten setzen sich damit einem zusätzlichen Risiko aus, für das sie keine Schuld tragen. Sie werden für eine falsche Sache in den Kampf geschickt und somit einfach verheizt. Ohne mich!

Sicherheitspolitisch

Egal was der Bundesrat und das VBS entscheiden, die Milizverbände stehen nahezu immer wie eine 1 hinter den Entscheiden. Höchst selten, und meist nur bei Nebensächlichkeiten erlebt man Opposition. Dies hängt auch damit zusammen, dass viele noch eine militärische Karriere machen möchten und sich deshalb vornehm mit Kritik zurückhalten. Ohne Kritik wird eine Organisation nicht besser, sondern schlechter, fetter und verfilzter. Ich habe verstanden: Meine Kritik ist nicht erwünscht. Ich störe nur. Mein Milizbeitrag als Generalstabsoffizier wird nichts ändern. Na gut, dann braucht es mich ja nicht mehr.

Armee-intern

Die Armee entwickelt sich in eine Richtung, hinter der ich je länger je weniger stehen kann. Das hat angefangen mit der Armee XXI, ging über den Entwicklungsschritt 08/11 und hat mit der WEA sein vorläufiges Zwischenziel erreicht. Leistung und Ausrichtung haben in diesen Zeiten immer mehr abgenommen, Bestände wurden massiv reduziert und Material wurde ohne Ersatz vernichtet. Der Fokus liegt nicht mehr auf der Auftragserfüllung, sondern nebensächlichen Dingen. Die Armee hat sich komplett verrannt. Eine solche Organisation verdient es nicht mehr unterstützt zu werden. Das Pferd ist tot!

Corona

Da haben wir doch eines der besten ABC-Labore der Welt und dann fallen wir auf solche Propaganda herein! Wo bitte war da die Expertise, welche die nötige und nachvollziehbare Entwarnung hätte geben können? Sind dem ABC-Labor Spiez die weltweiten Biowaffenlabore des guten “Westens” bekannt? Wurden die Konsequenzen aus deren Forschung erkannt? Nichts hört man – peinlich! Stattdessen mobilisiert man die Armee und lässt sie auf Geheiss der Gesundheitspolitik Dinge verrichten, auf die sich die Gesundheitspolitik nicht vorbereitet hat. Die Armee als “Fehlerauslöffler der Politik” ist bereit und tut, was man ihr sagt. Wie ein Schosshündchen lechzt der Einsatzkommando nach solchen Einsätzen, die mit gütiger Unterstützung der für einmal armeefreundlichen Medien die Armee in ein gutes Licht rückt.

Fazit

Als ich 1994 meine Rekrutenschule absolvierte, wollte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass die Schweiz ihre hervorragende Stellung in der Welt behaupten kann und auch die nächsten Generationen in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben können. Ich will, dass die Schweiz wieder souverän wird und sich mit ihrer neutralen Haltung international behaupten kann und so für alle ein gern gesehener, zuverlässiger Partner ist. Ich leistete meinen Beitrag, als ich eine Richtungsänderung feststellte. Ich versuchte dank meiner militärischen Ausbildung das nötige Gehör bei den Verantwortungsträgern zu erhalten. Ich habe eingesehen, dass die Bewegung zu stark ist, um gegen sie anzukämpfen. Also lasse ich los.

“Successful investing is about having people agree with you … later.” (Jim Grant). Vielleicht erinnert man sich eines Tages – wenn alles zusammengefallen ist – an meine Beurteilung.

Mäld’ mi ab!

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9 Responses to Sorry, Armee – Mäld’ mi ab!

  1. Hans Schmid says:

    RESPEKT!

  2. Beda Düggelin says:

    Stell dir vor, es herrscht Ungenügsamkeit und keiner kümmert sich darum,….dann….

    Dieser Schritt ist nachvollziehbar.

  3. Willy P. Stelzer, Major d Pz Trp a D says:

    Den Entschluss von Oberstlt i Gst MMM kann ich nachvollziehen, insbesondere über die miserable Behandlung des Falles verursacht durch KKdt Blattmann. Mag sein, dass das Pferd tot ist – logischerweise gilt es ein neues Pferd zu trainieren. Der Ukraine Krieg hat eine Zeitenwende eingeläutet.

  4. Martin Wieland says:

    Bravo und mein Respekt für diese Entscheidung!!!
    Hoffentlich macht e noch einigen Mut dasselbe zu tun!
    Alles Gute für die Zukunft

  5. Tino Wiederkehr says:

    Alles richtig gemacht. Solche Menschen wie MMM müsste es mehr geben!

  6. :ute says:

    So – ganz toll
    wie bekommt man das in einen jungen Menschen – der gerade zum Infotag Militär aufgeboten wurde? Wer klär die 17jährigen auf die zeigen, dass sie nicht auf Muttern oder Vatern hören wollen und mit fliegenden Fahnen dem Militärhochglazpapierpowerponitindokrin entgegenlaufen – was könnt ihr bitte einer Mutter raten?
    Danke
    :u.

  7. Amrit Wagner says:

    Ein Mann mit Rückgrat – chapeau! Leider haben allzuviele nur ein – leicht verformbares -Rückenmark. Mut tut gut.

  8. Francois Villard says:

    Je souscris pratiquement à 100% de ce texte, j’ai par contre une autre position sur le principe par rapport à rester ou quitter l’armée. Sommes-nous plus efficaces en restant dans le système et le critiquer depuis le dedans ou de sortir du jeu en quittant l’organisation?
    Personnellement, je préfère me tenir devant le chef de l’armée qui déclare “le terrain suisse n’est pas fait pour le combat des chars” et de lui rétorquer immédiatement et devant le public: “Etes-vous comme le général français Gamelin en 1940 qui a laissé passer les chars allemands à travers les Ardennes?”
    Pouvons-nous espérer que cette démission réveille les “somnambules” du DDPS et des militaires qui s’abreuvent jusqu’à plus soif à la source USA. C’est une espérance mais je doute que la “machine militaire helvétique” soit influencée par cette démission.
    Dans tous les cas, on se souhaite “bonne chance”!

  9. Peter Schweizer says:

    Im Ukrainekrieg kommen heute auch wieder Freiwillige zum Einsatz und Politiker profilieren sich indem sie sich mit den Gerechten identifizieren und Feindbilder verfestigen. Jetzt besteht die Gelegenheit es den Aggressoren zu zeigen. Eine friedliche Lösung ist nicht in Sicht. Noch ist keine Seite bereit Überzeugungen statt Menschen sterben zu lassen. Wer nicht Waffen liefern will, ist ein Verräter. Sanktionen werden selbst dann verhängt, wenn sie einem selbst mehr schaden als dem Gegner, und wer den falschen Pass besitzt muss mit Enteignung und Sippenhaft rechnen.

    In der Schweiz schafft die Regierung die bewährte Neutralität schrittweise ab. Noch vor kurzem gelang es Biden und Putin in der Schweiz zu einem Gespräch zusammen zu bringen. Henry Kissinger sagte einst: „Wer Frieden will, muss mit dem Feind reden.“ Das ist jetzt in der Schweiz nicht mehr möglich. Inzwischen wirkt die Türkei als glaubwürdigere Vermittlerin.
    Neutralität bedeutet nicht keine Meinung zu haben. Es bedeutet aber sich nicht aktiv in fremde Händel einzumischen. Gefordert wäre mehr emotionale Distanz, statt sich von den USA vereinnahmen zu lassen, deren Kriegsziel „die Schwächung Russlands“ ist.
    Nach dem ersten Weltkrieg war das Ziel der Siegermächte Deutschland schwach zu halten. Das Resultat kennen wir. Ich hoffe, dass das Verhalten unserer Politiker, die sich heute sehr mit der „guten Seite“ identifizieren, zukünftig nicht zu noch mehr Leiden führt.
    Peter Schweizer, Neuhausen

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