NATO – “Der grosse Bluff”

Die Schweiz wäre sehr gut beraten, sich von der NATO zu distanzieren und wieder absolut neutral zu werden. Je länger je mehr wird – zumindest den alternativ informieren Menschen – klar, dass man in Europa einem grossen Bluff aufsitzt und die NATO niemals dem eigenen Versprechen gerecht werden kann. Wie ein Freund stets trefflich formuliert: “No Action, Talk Only”. Wie ich zu diesem Schluss komme? Hier ein paar – kaum abschliessende – Punkte:

Politisch

Gegen Aussen gibt sich die NATO als Bündnis Gleichgesinnter, die sich gegen das Böse zusammengeschlossen hat. Sie verteidigt Demokratie, Freiheit und hält das Völkerrecht die regelbasierte Weltordnung hoch.

Effektiv ist die NATO aber nur eines – wenn auch ein grosses – der Mittel, welches die USA in den Händen hat, um seine hegemoniale Weltstellung zu verteidigen. Zudem stellt es sicher, dass ein Krieg möglichst ausserhalb der USA – am besten in Europa – geführt wird. Will man da als Vasall auf der Schlachtbank landen?

Artikel 5 – Alles halb so wild

Die Mitglieder der NATO verpflichten sich gemäss Artikel 5 im Falle eines Angriffs sich gegenseitig beizustehen:

“The Parties agree that an armed attack against one or more of them in Europe or North America shall be considered an attack against them all and consequently they agree that, if such an armed attack occurs, each of them, in exercise of the right of individual or collective self-defence recognized by Article 51 of the Charter of the United Nations, will assist the Party or Parties so attacked by taking forthwith, individually and in concert with the other Parties, such action as it deems necessary, including the use of armed force, to restore and maintain the security of the North Atlantic area.”

Quelle: NATO

Zunächst einmal müssen wir feststellen, dass der Artikel 5 keineswegs zum unausweichlichen militärischen Konflikt führt, denn die Staaten verpflichten sich nur zu “action as it deems necessary” und keinesfalls zur definitiven Entsendung von Truppen. Da ist das Abkommen zwischen Russland und Nord-Korea unmissverständlicher: “Dort ist geregelt, dass die Parteien der jeweils anderen Seite bei einem „bewaffneten Angriff eines oder mehrerer Staaten (…) unverzüglich militärischen und sonstigen Beistand mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln leisten“.”

Es gibt also viele Möglichkeiten wie die NATO-Staaten auf einen Angriff auf eines der Mitglieder reagieren könnten, wenn sie nicht sofort in den offenen Krieg ziehen wollten. Mit ein paar Sanktionen wäre man bereits dabei… Vielmehr geht es um eine abschreckende Wirkung. Die ist aber unterdessen sehr gering…

Gedankenspiel: Der böse Russe greift an…

Machen wir einmal ein Gedankenspiel: Russland und Weissrussland erklären dem NATO-Mitglied Polen den Krieg. Sofort steht die ganze NATO im Krieg mit den beiden Ländern – oder eben nicht. Aber gehen wir einmal davon aus, dass alle militärisch einen Beitrag leisten wollen. Wie wird dieser Beistand aussehen?

Zunächst wird es diplomatische, politische und wirtschaftliche Reaktionen geben. Wie effektiv die sind, sehen wir gerade am Beispiel Russlands. Wirkung im Ziel: Ja, aber kaum spürbar. Gleichzeitig werden allgemeine militärische Leistungen eingebracht, also Aufklärung aus der Luft und dem Weltall, Transportkapazitäten, Sanität etc.

Die NATO-Luftwaffe wird sodann versuchen, die gegnerische Fliegerabwehr auszuschalten, um anschliessend die Feuer-Unterstützung aus der Luft (“Close Air Support”) leisten zu können.

Die grosse Fragen kommen aber jetzt.

Operativ

Werden auch Truppen und Kriegsgerät für den Boden wie Panzer, Artillerie, Flab und Infanterie aus anderen NATO-Ländern nach Polen entsendet? Wo soll man die herbeigerufenen NATO-Truppen aufstellen bzw. wie soll man sie einsetzen? Tiefgestaffelt, um den Angreifer abzunützen? Soll man die Front verstärken und mehr Soldaten pro Frontkilometer aufstellen? Oder stellen diese Truppen die Ablösungen dar, welche in einem längeren Kampf zwingend nötig werden? Wie will man unter dem Feuer der angreifenden Partei die Stellungen bauen? Kennt jemand die Doktrin für diesen Fall?

Personell

Die nächste Frage ist sodann: Wie viele Truppen stellen die NATO-Partner dem angegriffenen Land zur Verfügung? Gibt jeder einfach nur was er gerade noch so vertreten kann? Jeder ein bisschen oder einige etwas mehr? Man sieht ja schon heute, wie wenig die Staaten weitere Waffen in die NATO liefern wollen. Aber hier soll es ja um Soldaten gehen!

Dass die USA sich hier raushalten will, sollte nun auch klar sein. Unter keinen Umständen wollen sich die Amerikaner mit den Russen anlegen. Das überlassen sie lieber den Europäern… Offenbar beurteilen diese die Stärke Russlands anders als die europäischen Freunde Vasallen.

Dann haben wir noch die – allenfalls wieder eingeführte – Wehrpflicht: Wird die Regierung sich durchsetzen können, eigene, vielleicht sogar mit der Wehrpflicht eingezogene Soldaten an eine fremde Front zu schicken?

Wie steht es um die sog. “Interoperabilität”? Und haben die Soldaten auch die richtige Ausrüstung, um in anderen Ländern effektiv wirken zu können? Woher kommen die Karten? Wie ist die Versorgung geregelt? Wie gross ist die Durchhaltefähigkeit? Wann und durch wen werden die Truppen abgelöst? Müssen dann plötzlich weitere Länder zu Hilfe eilen und den kriegsbeteiligten Ländern Truppen zur Verfügung stellen?

…und dann?

Man mag nun einwerfen, dass all dies im Grossmanöver “Steadfast Defender 2024” geübt und trainiert wurde und man dann vorbereitet sei. Aber glauben die Generäle der NATO wirklich, dass mit ein paar Tausend Mann die Russen gestoppt werden können?

Wie sich gerade zeigt, werden extern zugeführte Truppen in das Kriegsgebiet von den Russen als potenzielle Ziele angesehen. Zudem wird damit auch der rückwärtige Raum im eigenen Land zur Zielscheibe.

Zudem wird der Krieg auf ganz Europa ausgeweitet und der Westen darf damit rechnen, dass Hyperschallraketen und andere fortschrittliche Marschflugkörper aus Russland in stratetisch wichtige Objekte in ganz Europa fliegen werden.

Vor was sollen sich die Russen fürchten? Die NATO verweist auf ihre Grösse und die potenziell einziehbaren Soldaten. Die Berufsarmeen werden dazu aber nicht ausreichen und so wird wohl wieder die Wehrpflicht eingeführt werden. Das dürfte dann aber politischer Selbstmord bedeuten.

Waffentechnik

Die NATO verfügt über keine Waffensysteme, die es mit russischen Pendants aufnehmen könnten. Dies zeigt sich aktuell sehr deutlich in der Ukraine. Teilweise mag dies daran liegen, dass Waffensysteme einzeln und nicht im Verbund eingesetzt werden und so z.B. auf eine Luftüberlegenheit und ausreichend Flab-Schutz zählen können. Die Russen vernichten alles, was ihnen vor das Auge der Drohnen, Radare und Satelliten kommt: Patriots, HIMARS, SCALP. Dazu kommen die Fähigkeiten der elektronischen Kriegsführung oder der Hyperschallwaffen wo die Russen der NATO schon lächerlich überlegen sind.

Die Russen verbessern ihre System kontinuierlich und prüfen sie in realen Bedingungen. Der Westen ist hier so träge, dass kaum an ein Überholen zu denken ist. Auch hier verliert er je länger je stärker.

Es gibt also keine westlichen Waffensysteme – auch nicht in absehbarer Zeit – welche einen entscheidenden Unterschied und damit einen Sieg in Aussicht stellen könnten. Wovor sollen sich die Russen also fürchten?

Kriegswirtschaft

«Operatives Wollen bedingt logistisches Können.» Dass dies auch auf oberster Stufe einer Streitkraft gilt, haben die Russen schon lange verstanden. Der «Westen» hinkt diesem Grundsatz meilenweit hinterher. Hier beginnt erst das Aufwach(s)en. Erste Investitionen in höhere Kapazitäten werden getätigt. Derweil rennt Russland allen davon und kümmert sich nun um die Effizienzsteigerung. Die Ernennung des neuen Verteidigungsministers zeigt dies auch personell.

Grundsätzlich muss man auch noch fragen, wie viel Material, Waffen, Systeme, Munition haben die Mitglieder noch, nachdem sie die letzten zwei Jahre viel davon der Ukraine “verschenkt” haben? Wenn Putin Europa überrollen wollte, dann wäre doch gerade JETZT der richtige Moment und nicht in ein paar Jahren, wenn alle wieder ihre Lager aufgebaut haben, oder nicht?

75 Jahre Erfolg?

Besonders erfolgreich war die NATO seit ihrem Bestehen ja auch nicht. Wo immer sie ihre Finger im Spiel hatte, war es danach schlimmer als vorher. Und wenn heute Russland eine Bedrohung für die NATO darstellen sollte, dann hat die NATO offenbar deren Aufstieg verschlafen oder völlig falsch eingeschätzt. Nicht gerade eine ideale Voraussetzung, um abschreckend zu wirken…

Zum Glück wird das Versagen der NATO bisher durch eine bestens geschmierte Kommunikation und durch NATO-freundliche Journalisten und Experten gestützt. Kritische Fragen sieht man selten.

Und die Schweiz?

Kein Wunder gibt es daher auch in der Schweiz so viele NATO-freundliche Stimmen. Ob diese je aufwachen werden?

Kontinuierlich nähern wir uns der NATO an. Natürlich nicht mit dem Ziel, je dem Bündnis beizutreten, nein, nein! Aber wir werden eines Tages so alternativlos nahe der NATO stehen, dass ein formaler Beitritt gar nicht nötig ist. Da haben wir Glück, nicht an ein “unfreundliches Land” anzugrenzen… Aber ein Beitrag kann von der Schweiz auch auf anderen Wegen erzwungen werden – natürlich strikt im Rahmen der Neutralität. Als Beispiel führe ich hier nur an, dass die Schweiz schon heute am meisten (widerrechtliche) Sanktionen gegen Russland implementiert hat… Und dann war ja da noch diese Konferenz auf dem Berg. Und die gesperrten Konti von Russen. Und, und, und…

Was gerade Finland durchmacht, können Sie hier erfahren:

Ein Bündnis am “Seidenen Faden

Umso mehr fürchtet sich das Bündnis davor, von Russland in der Ukraine entlarvt zu werden – auch wenn es für gut informierte Bürger schon lange klar ist, dass der Kaiser nackt ist. Doch genau das darf aber nicht passieren! Deshalb muss der Einsatz erhöht werden.

Man stelle sich nur schon vor, dass ausgerechnet Deutschland nach einem Machtwechsel plötzlich die Fakten bezüglich NS2 auf den Tisch legen würde… Dann wird sich die Öffentlichkeit in vielen europäischen NATO-Staaten die Frage stellen, was ein „Verteidigungsbündnis“ für einen Sinn hat, wenn einer der „Verbündeten“ kriegerische Handlungen gegen andere „Verbündete“ durchführt.

Wer solche Freunde hat, der braucht wahrlich keine Feinde mehr!

Fazit

Wir haben es also mit einem Bündnis zu tun, welches höchstens in den Medien noch eine abschreckende Wirkung besitzt, aber effektiv ein Papiertiger ist. Es dient einzig den Grossmachtinteressen der USA. Das Verhältnis innerhalb ist getrübt, weil die Mitglieder insgeheim wissen, dass sie Befehlsempfänger aus Washington sind, Schutzgeld (Rüstungsausgaben) bezahlen müssen und jederzeit mit verschiedenen Mitteln (v.a. Terror, Mordanschläge, etc.) “zur Vernunft” gebracht werden können.

Vorteile? Nein. Wenn man ehrlich wäre, gibt es mehr Nachteile als Vorteile (bitte Vorteile in die Kommentare!). Also wozu soll man dann da mitmachen?

Wer sich dieser Ausgangslage und der vielen offenen Fragen bewusst ist, der kann unserer Politik nur raten, sich kontinuierlich und bestimmt von diesem Bündnis zu distanzieren, die Neutralität wieder vollständig zu etablieren, die fehlgeleiteten Politiker und Militärs zum Rücktritt zu zwingen und die netten Journalisten in die Wüste zu schicken.

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