Die Afghanistan-Geschichte bietet eine Vielzahl von Fragen, die kaum jemand stellt:
- Was waren einst die politischen und militärstrategischen Ziele, als die USA und die NATO (wieso eigentlich die NATO?) 2001 ins Land einfielen? Wurden diese irgendwann in den vergangenen 20 Jahren erreicht? Wieso nicht?
- Was sagt uns das Scheitern der teuersten (aber dennoch besten?!) Armee bzw. des mächtigsten Militärbündnis’ über ebendiese aus? Setzen wir mit unserer “Partnerschaft für den Frieden (PfP)” auf das “richtige Pferd”? Sollten wir diese Organisationen noch ernst nehmen?
- Wie erfolgreich waren die unterstützenden Tätigkeiten in all diesen Jahren, wenn sich die Marionetten-Regierung innert weniger Wochen auflöst? Dürfen wir das “Nation Building” getrost auf die Müllhalde der Geschichte werfen?
- Wie lang müssen wir zurückschauen, bis wir einen gewonnen Krieg der USA/NATO finden?
- Wer hat am meisten finanziell vom Krieg profitiert? Wer verliert am meisten, wenn der Drogenhandel reduziert wird?
- Besteht eine Material-Liste jener (militärischer) Güter, welche nun in den Händen der Taliban gelandet sind? Wer muss diese Güter abschreiben? Wer hält den Kopf hin?
- Wenn – auch – unsere Regierung dank der hervorragenden (?) Nachrichtendienste so von der Entwicklung überrascht wurden, was taugen dann diese Nachrichtendienste, Informanden und Analysten überhaupt? Bei welchen anderen Beurteilungen könnten sie ebenfalls komplett daneben liegen? Oder war dies nur eine Ausnahme? Wieso?
- Wieso müssen Schweizer aus Afghanistan flüchten? Verhielten sie sich etwa nicht neutral bzw. kollaborierten sie mit der Besatzungsmacht? Wäre nicht grade jetzt ein neutraler Beobachter vor Ort wichtig – vielleicht auch als Brücke zu weniger Afghanistan-freundlichen Staaten?
- Auf dem Papier kann eine Armee 300’000 Angehörige umfassen. Entscheidend ist aber, wie viele im Ernstfall wirklich “mitmachen”. In Afghanistan hat sich gezeigt, dass die aufgebaute Armee nur aus Material, aber nicht aus Korpsgeist bestand und deshalb “besiegt” wurde, bevor sie ihre Aufgabe angefangen haben. Wie gross wäre in der Schweiz die Armee in einem Ernstfall? Wie viele Schlüsselfunktionen (ohne diese ganze Truppenteile nicht funktionieren) gibt es? Rücken die sicher alle ein?
- Wann werden jene Politiker im Westen zur Rechenschaft gezogen, welche diesen sinnlosen Einsatz unterstützt und ihre uniformierten Bürger in diesen Krieg geschickt haben?
- Wofür sind all diese Soldaten in Afghanistan gestorben?
- Allenorts wird nun vor Terror gewarnt, der von den Taliban ausgehen würde. Möglich. Das tönt aber eher nach Aufrechterhaltung eines Narrativs als nach gründlicher Analyse. Schliesslich waren die vermuteten Terroristen von 9/11 ja auch alles Saudis und nicht Afghanis. Wozu also diese Angst?
- Wer flüchtet denn nun aus dem Land? Doch nur jene, welche die letzten Jahre mit der Besatzungsmacht kollaboriert haben und deshalb womöglich auf der Abschussliste der Taliban stehen könnten – auch wenn diese ja die Hand ausstrecken.
- Wie viel ist die schützende Hand der USA/NATO über anderen Staaten wert, wenn sich die Amis plötzlich aus dem Staub machen? Verstehen die “prostituierten” Politiker in diesen Ländern, auf welches Spiel sie sich einlassen? Vielleicht verstehen wir nun jene Länder, welche sich mit Händen und Füssen gegen zu grossen Einfluss der USA/NATO wehren?
- Woraus ziehen wir Lehren für unsere eigene Sicherheit? Wohl kaum aus den Tätigkeiten der USA. Wir müssten uns die Strategie der Taliban genauer ansehen, welche mit wohl nur geringem Aufwand sich der “stärksten” Militärmacht hat entgegensetzen können.
- Wieso ist in Afghanistan das Thema “Corona” überhaupt nicht präsent? Sollten dort nicht schon lange (wegen der vielen westlichen Ausländer) die Zahl der toten und in Spitäler eingelieferten Menschen durch die Decke schiessen? Was machen die richtig? Oder was machen wir im Westen falsch?