Was in den letzten Tagen und Wochen in der Schweiz abgeht, lässt mich erschaudern und am Erfolgsmodell Schweiz zweifeln.
Obschon die Geld- und Währungspolitik ein hochsensibler Bereich mit grossen, langfristigen Implikationen (Inflation, Wert der Renten, Zinsniveau) ist, glauben nun alle die Leistungen des Ex-Nationalbank Chefs aufgrund ein paar wattigweichen Berichten beurteilen zu können. Journalisten, die bisher kaum ein Wort eines Communiqués der SNB verstanden oder die Bilanz der Notenbank lesen können, wissen nun genau, dass die Leistung der SNB in den vergangenen Jahren hervorragend war. Wo bitte bleibt der Leistungsausweis und die fundierte Ausbildung zu diesem Thema dieser Damen und Herren, dass sie uns so etwas ins Ohr flüstern dürfen?! Mit Verlaub: Das widert mich an! Ob so viel Lob und “Rockstar” Titel mag es auch nicht erstaunen, dass Jean-Pierre Roth vor wenigen Jahren von den Fernsehzuschauern (und einer Jury) zum “Schweizer des Jahres” in der Kategorie “Wirtschaft” gewählt wurde. Es erstaunt jedoch, dass in diesem Jahr Herr Hildebrand NICHT auf der Nominierungsliste steht. Vermutlich ist da ein Fehler passiert, was bei diesen “Qualitätsmedien” durchaus möglich ist.
Ich halte weiter sowohl die Hilfe an die UBS wie auch die halbe Anbindung des Frankens an den Euro als krasse Fehler. Ich wette weiter, dass die UBS die Krise nicht (ohne weitere Staatshilfen) überstehen wird. Die Notenbankgeldmenge hat sich seit 2008 versechsfacht (40 > 240 Mia.). Das ist Inflation nach Lehrbuch. Wir werden alle dafür bezahlen.
Derweil verdrehen die Medien die Tatsachen und stellen ihr Koordinatensystem völlig auf den Kopf. Was gestern noch links war, ist heute “liberal”. Was gestern noch konservativ war, ist heute schon rechtsextrem und staatsfeindlich.
Wer einen Missbrauch der Macht aufdeckt, wird als Staatsfeind gebrandmarkt. Der Überbringer der schlechten Nachricht wird geköpft. Wer vorhin noch geschlafen und den Missbrauch damit zugelassen hat, wird nun plötzlich zum Anwalt der überforderten Verwaltung und Politik. Kritik ist Götteslästerung und wird als schlechten Stil bei jeder sich bietenden Gelegenheit gebrandmarkt. Dass der Obertalker Schawinski dabei genauso herablassend, primitiv und verletzend ist, scheint niemand zu stören. Er gehört ja zu den Guten…
Ausgerechnet die Linke, welche das Bankkundengeheimns abschaffen will, spielt sich plötzlich als deren grössten Bewahrer auf. Die Sozis verteidigen einen Abzocker, der sich nicht nur persönlich bereichert hat, sondern auch noch eine fette Abgangsentschädigung erhält. Wo ist denn hier die Aufruhr gegen diesen Goldenen Fallschirm? Wo bleiben die Medien (Schawinski!), die unsere linken Politiker auf deren Inkonsequenz hinweisen und sich nicht mit der ersten PR-Antwort zufrieden geben?
Die Aufsichtsorgane der SNB geben vor zu handeln und schieben PMH ab um ihren eigenen Kopf zu retten. Die Firewall muss halten! Wirtschaftsprüfungsunternehmen lassen sich zu einer Reinwaschung nach wenigen Tagen und unvollständiger Dokumente hinreissen, nur weil sie an der nächsten GV wiedergewählt werden wollen (Ich hoffe, man wählt sie ab!).
Eine PUK will man aber unter gar keinen Umständen, denn es könnte ja sein, dass ein Parteifreund oder eine vom Volk ach so geliebte Bundesrätin (wer wertet diese Umfragen aus?) dabei ihr positives Image verlieren könnte. Nein, eine PUK wird es erst dann wieder geben, wenn es um Verfehlungen einer einzigen Partei gehen wird.
Täter werden zu Opfer. Die kritischen Prüfer werden härter von den Medien geprüft als die Politik an sich. Während man von Christoph Blocher (und der Weltwoche) jedes Wort und jeden Satz akribisch prüft, inhaltlich auf anstandslose Begriffe durchforstet (weil er nun einfach so spricht, dass man ihn versteht) und alte Aussagen als Beleg für angebliche “Lügen” den Webnutzern zur Verfügung stellt, bleiben solche Analysen bei Herrn Hildebrand aus. Man diskutiert lieber über den Begriff “Gauner”, als den Gauner dingfest zu machen.
Die Staatsanwaltschaft ZH müsste den Fall ja (weil Offizialdelikt) von sich aus an die Hand nehmen, wartet aber lieber bis jemand Anklage einreicht! DAS ist doch ein Skandal! Nein, man glaubt sich lieber in der Umkehrung der Beweislast, weil Hildebrand seine Unschuld nicht beweisen kann, NACHDEM er von der Weltwoche dem Insiderhandel überführt wurde.
Niemand (ausser die Weltwoche) scheint geistig über genügend Hirnzellen zu verfügen, um 1 und 1 zusammenzählen und eine gepuderte, parfumierte und kantenlose Medienmitteilung der SNB hinterfragen zu können. Niemand macht sich die Mühe über Weihnachten, den Fall zu recherchieren.
Und niemand fragt, ob denn auch die Bewegungen auf den Konti der Hildebrands von 2010 und früher auch geprüft werden.
Wer von der sicheren Kernenergie spricht, wird als Phantast und Realitätsverweigerer in die Ecke zur Nacharbeit geschickt. Ineffiziente Wind- und Sonnenkraft in Frage zu stellen, gilt als politisch unkorrekt. Die bisher noch immer nicht nachweisbaren menschlichen Ursachen der Klimaveränderung sollen wir aber vorbehaltlos glauben. Dabei macht der CO2-Anteil in der Atmosphäre gerade einmal einen winzigkleinen Bruchteil eines Prozents aus. Jeder auch nur halbwegs klar denkende Mensch würde da andere, grössere Kräfte hinter diesem Wandel vermuten.
Es herrscht das Unwissen. Der Glaube hat wieder Überhand genommen. Wir stecken in der “negativen Aufklärung”, wo sich die Menschen freiwillig lieber den seichten Berieselungen der Massenmedien hingeben als selbst nachzudenken. Lieber konsumieren wir mundgerechte Häppchen “Glanz und Gloria”, als dass wir uns mit der Weltgeschichte auseinandersetzen. Uns wird ja schon in der Schule gelehrt, dass da nicht wirklich viel Spannendes war.
Viele Schweizer leben in einer von den Medien aufgebauten Scheinwelt. Sie glauben die Wahrheit zu kennen, erkennen aber nicht, dass sie eine vorgegaukelte Realität (Nur was in den Medien ist, ist) intravenös verabreicht erhalten. Die “Matrix” ist kein Film, sie ist heute Realität. Braucht es wirklich zuerst wieder einen grossen “Chlapf”, bis die Leute aufwachen?