Entgegnung zu “Goldene Ketten für die SNB”

Dass der Ständerat ohne auch nur darüber abzustimmen (es war offenbar niemand dagegen oder bereit, dagegen aufzutreten) gegen die Goldinitiative ist, hätte ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet.

Doch die Unwissenheit, ja schier unglaubliche Ignoranz der Politiker über Gold-Angelegenheit hat mich noch mehr geschockt. Wenn man das Wortprotokoll des Ständerats liesst, glaubt man sich auf einem anderen Planeten zu finden. Ich fasse es mit einem Zitat von Jim Cramer zusammen: “They know NOTHING!

Doch hätte man wirklich von Politikern mehr erwarten müssen? Nein. Sie werden ja nicht wegen ihres Wissens und ihrer Kompetenzen gewählt.

Doch dann habe ich diesen Beitrag gefunden:

Goldene Ketten für die SNB, von Martin Hess (seit 2010 Chefökonom und Direktionsmitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung und Mitglied der Chief Economist Group des Europäischen Bankenverbands).

Nicht nur war jetzt klar, wer Frau Fetz die süffige Vorlage für die “goldenen Ketten” vorgelegt hat, sondern auch, wer die Einflüsterer gegen die Goldinitiative sind: Die Banken!

Meinen Kommentar (nachdem er fast zwei Tage “geprüft” werden musste), findet ihr ebenfalls auf swissbanking.org – oder dann direkt hier:

Herr Hess hat offensichtlich keine Ahnung von Gold und seiner 5’000 Jahre alten Geschichte. Ihm ist völlig entgangen, dass Gold in dieser Zeit noch NIE pleite gegangen ist – ganz im Gegensatz zu den Papierwährungen, welche die SNB in ihrer Bilanz hält. Oder er erkennt Gold als eine Gefahr für ihn und die Bankenbranche, die vom Papiergeld abhängig ist wie ein Drögeler vom Stoff.

Die SNB hat einen miserablen Leistungsausweis! Ich weiss nicht, wo Herr Hess einkauft, aber in meiner Welt steigen die Preise wohin das Auge reicht. Schauen Sie sich z.B. eine Zeitung aus dem 70er-Jahren mit den Kleinanzeigen an und vergleichen Sie die Preise mit heute. Stabile Preise? Vielleicht müsste man in die offiziellen Inflationsberechnung auch Steuern, Immobilienpreise, Aktienpreise, Gebühren etc. integrieren und/oder höher gewichten.

Die Finanzkrise ist ausserdem weit davon entfernt, “bewältigt” zu sein. Viel mehr wurden die Probleme mit Fiat-Geld überdeckt. Der Albtraum geht bald weiter…

Wer spricht denn von Goldkauf und einer noch grösseren SNB-Bilanz? Die SNB kann ihre Bilanz ganz einfach durch Währungsverkäufe verkleinern, bis die 20% Gold erreicht würden. Es gibt bei der Rechnung Zähler und Nenner zu berücksichtigen. Wir empfehlen, den Nenner (Bilanzgrösse) anzupassen.

Dass der UBS geholfen wurde, ist unverzeihlich! Bisher konnte mir noch nie jemand erklären, wieso die UBS “systemrelevant” ist und andere Banken nicht. Wenn sie es sein sollte, funktionierte unser Kartellrecht nicht und die Marktkräfte wurden ausser Kraft gesetzt. Die korrekte Bezeichnung unserer Wirtschaft wäre also “Planwirtschaft” oder eben “crony capitalism”.

Die Euro-Untergrenze ist eine Frechheit! Hier manipuliert die SNB ganz offen den Kapitalmarkt. Dabei importieren wir mehr Güter in EUR als wir exportieren. Die Volkswirtschaft hätte somit einen Gewinn bei tieferen EUR-Kursen. Die Kosten dieser Manipulation tragen wir eines Tages selbst. Wie sieht die SNB denn das Szenario, dass sie ihre EUR wieder abstossen kann? Keine Bank leiht einem Kunden Geld aus, wenn er nicht beweisen kann, wie er es zurückgeben kann.

Mir ist nicht wohl, wenn meine Franken vom Schicksal des EUR und USD abhängig sind. Lieber habe ich hinter meinen Franken etwas Echtes, wie eben Gold. Das verleith dem Franken Stabilität. Wie hoch die Verluste auf Fremdwährungen und anderen Spekulationspositionen sind, konnte man im Jahresabschluss der SNB entnehmen.

Ich warte auch schon lange auf ein Beispiel eines Landes, welches aufgrund einer zu starken Währung kollabiert ist. Oder das Gegenteil: Ein Land, welches dank der schwachen Währung zu Wohlstand gekommen ist. Simbabwe oder Argentinien scheinen mir keine guten Beispiele zu sein…

Herr Hess ist ausserdem entgangen, dass die SNB (und damit Bund und Kantone) seit 2000 massiv vom steigenden Goldpreis profitiert haben. Diese Bewertungsgewinne unterschlägt er uns. Dass nach 12 Jahren auch einmal ein schlechtes Jahr (=Korrektur) vorkommen kann, sollte einem Banker bekannt sein. Ich kann ihn aber beruhigen, die Gold-Hausse wird weitergehen.

Seit der Lösung des USD vom Gold anno 1971 hat sich der Preis von Gold sehr “positiv” für Goldanleger entwickelt. Es gibt dazu aber auch eine andere Sichtweise: Fiat-Währungen haben gegenüber einem festen Wert (Gold) ständig an Wert verloren. Zu den Effekten dieses Kaufkraftverlustes siehe oben das Beispiel mit den Preisen. Es ist also nicht Gold, welches volatil ist, sondern unsere Messgrösse, der Franken (oder jede andere Fiat-Währung). Gold hat über Jahrtausende seine Kaufkraft erhalten.

Ob die in London gelagerten 20% noch da sind, wissen wir nicht. Die Abflüsse von Gold aus London und der Appetit Chinas (Importe grösser als die jährliche globale Goldproduktion!) lassen Zweifel aufkommen. LIBOR und andere Manipulationen fördern das Vertrauen in die Bankenwelt nicht.

Die SNB hat in Krisen keine Interventionen zu tätigen! Das ist keine Aufgabe von ihr. Sie hat für stabile Preise zu sorgen. Und stabil bleiben Preise, wenn einerseits Angebot und Nachfrage der Produkte und/oder der Wert der Währung gleich bleiben. Letzteres ist seit Jahren nicht gegeben und zeigt sich im Goldpreis – DER Referenzgrösse für Fiat-Währungen. Unsere Konjunktur-Zyklen sind ausserdem primär von der Zinspolitik der Zentralbanken abhängig. Markteingriffe sind zu unterlassen!

Mir ist schon klar, dass Herr Hess in Gold eine Gefahr sieht, die er mit aller Kraft bekämpfen muss. Unser internationales Währungssystem benötigt eine immer grössere Geldschöpfung (Fiat Geld), um überleben zu können. Dies ist aber ein “Ponzi Scheme”, welches scheitern muss.

Vielleicht sollte sich Herr Hess einmal etwas mehr über Gold und die Geschichte informieren (lassen). Es würde der Glaubwürdigkeit seiner Funktion gut tun.

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1 Response to Entgegnung zu “Goldene Ketten für die SNB”

  1. Beda Düggelin says:

    Gut gebrüllt Löwe! Bezüglich Diskussion oder Nicht-Diskussion im Ständerat kann man nur festhalten: “Sie trugen seltsame Gewänder, sprachen verwirrlich, irrten planlos umher und wussten nicht was sie taten oder sprachen…..” Die Bibel etwas abgeändert.

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