Bundesrat lehnt die Goldinitiative ab – weil er nichts von Gold versteht

Es war ja zu erwarten, dass der Bundesrat die Goldinitiative ablehnt. Viel interessanter ist jedoch die Begründung, welche nachgeschoben werden. Hier entlarvt sich der Bundesrat als Nachplapperer einer Nationalbank, welche nicht mehr die Landesinteressen vertritt. Zusammengefasst schreibt der Bundesrat:

Der Bundesrat hat an seiner heutigen Sitzung die Botschaft zur Volksinitiative “Rettet unser Schweizer Gold (Goldinitiative)” verabschiedet. Er empfiehlt, die Initiative ohne Gegenvorschlag abzulehnen. Die Annahme der Initiative würde die Handlungsfähigkeit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) einschränken. Sie würde es der SNB erschweren, eine Geld- und Währungspolitik zu verfolgen, welche die Preisstabilität sichert und zu einer stabilen Entwicklung der Wirtschaft beiträgt. Zudem würde die Gewinnausschüttung an Bund und Kantone beeinträchtigt.

Quelle: parlament.ch

Kurze Rekapitulation. Was will die Initiative:

  • Keine weiteren Goldverkäufe!
  • Goldreserven sind in der Schweiz zu lagern!
  • Goldanteil an Nationalbank-Aktiven muss mindestens 20% betragen!

Quelle: goldinitiative.ch

Was ist von den Headline-Argumenten zu halten?

  1. Einschränkung der Handlungsfähigkeit
    Stimmt. Die SNB kann nur noch mit 80% der Bilanzsumme tun und lassen was sie will und dabei vorgeben, die Preisstabilität zu verfolgen. Alles im Ausland gelagerte Gold muss zurück in die Schweiz. Damit wird ein Verkauf schwieriger (aber nicht unmöglich).
  2. Preisstabilität wird erschwert
    Falsch. Erstens haben wir heute keine “stabilen” Preise. Seit 1977 haben sich die Preise z.B. verdoppelt oder seit 1939 sind die Preise um 660% gestiegen (siehe BfS). Wenn das Preisniveau sinken würde, können wir uns alle mit dem Lohn mehr leisten. Das wird aber offenbar nicht gewünscht (guess why!?). Mit einer höheren Golddeckung werden die Schwankungen verringert, da sich unsere Währung etwas mehr an einem sicheren, realen Wert orientiert, anstatt an EUR, USD, JPY oder GBP.
  3. Gewinnausschüttung an die Kantone beeinträchtigt
    Stimmt. Mit diesem ganz fiesen Trick hat man die Kantone korrumpiert. Man verspricht ihnen Geld zur freien Verfügung. Woher dieses kommt, kann kaum ein Finanzdirektor erklären. Dieses Manna gibt es aber auch erst, seit dem ein (erklecklicher) Teil des Goldes verkauft wurde und man sich kaum einig wurde, was mit den flüssigen Papierfranken zu tun sei.

Weiter unten in der Begründung des Bundesrates stehen weitere, abstruse Argumente:

  • “Die Initiantinnen und Initianten gehen davon aus, dass Goldreserven grundsätzlich die Währungsstabilität erhöhen. Gold spielt jedoch für die Stabilität von Währungen schon lange keine direkte Rolle mehr.”
    Aber eine ‘indirekte’ Rolle? Welche denn? Welche Rolle hatte Gold denn früher und wieso hat sich das geändert?
  • “Zwischen Preisstabilität und dem Goldanteil in der Bilanz der SNB besteht aber kein Zusammenhang.”
    Ach ja? Wenn also 100% der Aktivseite aus Gold bestehen würde, hätte dies keinen Effekt auf die Preisstabilität? Wo bleibt die faktenreiche Herleitung dieser kühnen Behauptung?
  • “Preisstabilität wird vielmehr dadurch sichergestellt, dass die SNB als unabhängige Institution die Wirtschaft angemessen mit Geld versorgt und durch eine klare und transparente Geld- und Währungspolitik das Vertrauen in die Wertbeständigkeit des Frankens sichert.” 
    Wie wir oben schon gezeigt hat, versagt die SNB in dieser Funktion seit Jahren! Die Konsumenten merken besonders beim Kaffeetrinken, wie sehr die Aussage des Bundesrates völlig an der Realität vorbeigeht. Die Tasse Kaffee kostet – obschon weder Qualität, Menge oder Service erhöht wurde, immer mehr.
  • “Ein hoher und unverkäuflicher Anteil von Gold an den Aktiven würde die Geld- und Währungspolitik und damit die Erfüllung des gesetzlichen Auftrags bedeutend erschweren.”
    Auch hier fehlt die Begründung für diese plakative Aussage.
  • “Massnahmen wie die Mindestkurspolitik gegenüber dem Euro oder weitreichende Vorkehrungen zur Sicherung der Finanzstabilität könnten nicht mehr mit derselben Entschiedenheit angekündigt und durchgesetzt werden.”
    Richtig! Genau das soll ja auch verhindert werden!
  • “Derzeit verfügt die Schweiz mit 1 040 Tonnen im internationalen Vergleich nach wie vor über hohe Goldreserven. Diese spielen im Rahmen der Diversifikation der Währungsreserven der SNB eine wichtige Rolle.”
    Wie bitte??? Also doch eine wichtige Rolle? Oben (und auch in den Publikationen der SNB) wird diese wichtige Rolle in Abrede gestellt.
  • “Für sich allein genommen gehört Gold aber zu den schwankungsanfälligsten und damit riskantesten Anlagen in der Bilanz der SNB.” 
    Gemessen an was? Dem Schweizer Franken? Dem Euro? Dem USD? Dem SMI? Rohöl? Auch hier fehlen die Beweise – vermutlich weil sie längerfristig eben das Gegenteil beweisen würden.
  • “Bei einem hohen Goldanteil würde deshalb das Anlagerisiko steigen, die Rendite aber abnehmen, weil Gold keine laufenden Erträge in Form von Zinsen oder Dividenden abwirft.”
    Ist ja logisch! Je höher das Risiko (Volatilität!), desto höher der Ertrag. Diese Binsenwahrheit dürfte vielleicht auch der Bundesrat kennen. Wenn nun aber Gold keinen Ertrag abwirft, dann muss der Umkehrschluss doch sein: Kein Risiko = Volatilität sehr tief.
  • “Wegen des Verkaufsverbots dürften auch allfällige Bewertungsgewinne auf dem Gold nicht realisiert werden.”
    Einmal mehr: Bewertung gegenüber was? “Bewertungsgewinne” in CHF sind in Wahrheit “Bewertungsverluste” des Frankens!

Damit wäre bewiesen, dass der Bundesrat nichts von Gold versteht oder bewusst die Schwächung der Schweiz in Kauf nimmt. Wer hat da was von “Staatsstreich von oben” gesagt?

This entry was posted in Börse, Politik, Wirtschaft and tagged , , . Bookmark the permalink.

One Response to Bundesrat lehnt die Goldinitiative ab – weil er nichts von Gold versteht

  1. Markus M. Müller says:

    “The Chinese have consumed somewhere in the neighborhood of 1,700 tons of gold in just the first 8 months of this year. This works out to the Chinese consuming all of the world’s production in one year. Where is that gold going? I believe that gold is going into their foreign exchange reserves.
    The renminbi is already the second largest currency used in global trade now. So the Chinese are moving to make the dollar antiquated. The renminbi will eventually have some sort of gold backing. I think that role for gold will be very important for China’s growth. We also see China flexing its muscles militarily, but we have to stay focused on China’s role in the global financial system, and that’s definitely growing, and this is good for gold.” – John Ing (http://kingworldnews.com/kingworldnews/KWN_DailyWeb/Entries/2013/12/6_Shanghai_Exchange_Has_Delivered_More_Gold_Than_Fort_Knox%21.html)

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *