La Suisse: zero points

Wie überschwänglich waren doch die Prognosen. “Wir werden Europameister!” wusste schon der Sportminister (als ob er es ihnen befohlen hätte). Man sah uns schon im Finale gegen Deutschland (wo wir die Überraschungsfinalisten vom Platz gefegt hätten). Offenbar wusste die Seele des Volkes sehr genau, wie es um “unsere” Jungs steht. Ein jeder der wusste dass das Runde ins Eckige muss spielte sich zum Fussballexperten auf und schmetterte Namen von Nationalspielern dem Gegenüber an den Kopf. Man machte – trotz offensichtlicher Chancenlosigkeit und vernichtender Statistik – auf überschwänglichen Optimismus. Vernunft, wo bleibst du? Selbst unser Parlament nimmt sich für den Match frei – als ob die Landesverteidigung auf dem Spiel steht und man die “Soldaten” auf dem grünen Feld anfeuern muss. Wann bekommen wohl all jene wieder einmal Applaus, die tagtäglich wirklich etwas für das Vaterland tun – und das ohne dicke Abfindung?

Obendrauf gehört die kritiklose Verehrung eines Schweizer Trainers namens “Köbi” (fast so schön wie “Berti”, “Rudi” und “Klinsi”). Da müssten doch die Glocken klingeln: Auch den Deutschen brachten “Berti”, “Rudi” und “Klinsi” kein Glück. Da braucht es andere Kaliber. Köbi, der Alpöhi aus Zürich, soll Format haben und ein Winner-Typ sein… Aber wo bleibt die gesunde Aggression, wie es ein Christian Gross oder Jogi (!) Löw hat? Fehlanzeige. Da freue ich mich, wenn der Neue das Zepter übernimmt. Die Jungs werden sicher kräftig durchgeschüttelt… Jaja, mit dem Drill-Sergeant Hitzfeld ists fertig mit dem Schmusekurs!

Das Grossmachtsdenken der Schweizer zeigt sich einmal mehr. Statt sich auf die Nische zu beschränken, will man bei den ganz grossen Fussballnationen mitspielen. C’mon zum 1.

Politisch wird das Multikulti-Team als Beispiel erfolgreicher Zusammenarbeit im Team vermarktet – und fällt grandios durch. Gesunde Aggressivität wäre auch im Team gefragt. Stattdessen bekommt die Schweiz den kollektiven Heulkrampf, weil sich der Frei verletzt hat und nun nicht mehr spielen kann. Beni National hat es schön gesagt: “Die Schweizer sind zu lieb, sie warten bis auch der 11. Spieler der Türken wieder auf dem Platz ist. Die Türken würden nicht lange rumfackeln und den Vorteil ausnützen.” Überrascht? C’mon zum 2.

Für die Euro08 (also die “EM”) musste sich das Team nicht qualifizieren. Es reichte, dass man im Verbund mit Oesterreich ein paar Fussballbonzen der UEFA “überzeugen” konnte… Sprich: wir sind völlig unberechtigt zur Finalteilnahme gekommen (wie die Oesterreicher). Wie gingen denn die Vorbereitungsspiele aus? Alle gewonnen? Nein. Und dann erwarten wir, dass unsere Mannschaft plötzlich gewinnt? C’mon zm 3.

Liebe Schweizer, willkommen zurück auf dem Boden der Realität! Sobald sich der Pulverdampf gelegt hat, lohnt es sich, die Einschätzungen unserer Promis und v.a. der Politiker etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer war denn da so überdurchschnittlich optimistisch? Wer hat da was gesagt? Man schaue doch mal den letzten SonnTalk von TeleZüri an und mache sich selbst ein Bild. Und dann überlege man sich, ob diese Politiker wohl auch einen so realistischen Blick in der Politik an den Tag legen…

Ah ja: Mein vollkommen unqualifizierter Tipp für den Titel des Europameisters: Die Niederlande – ihr Spiel hat mich überzeugt. Ausserdem meine Favoriten: Deutschland, Portugal & Argentinien… 😉

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