Die Zukunft liegt im Kleinen

Ein Schreckgespenst geht um in Europa (aber auch auf anderen Kontinenten): Sezession! Kürzlich haben sich 89% der an der Umfrage teilnehmenden Venezier für eine Loslösung von Italien und einen unabhängigen Staat ausgesprochen. Im Herbst wird Schottland über seine Unabhängigkeit von UK abstimmen und auf Sardinien denkt man über einen Wechsel zur Schweiz (!) nach. Dass sich kürzlich die Bevölkerung der Krim für einen Tapetenwechsel ausgesprochen hat, passt ebenfalls ins Bild.

Eine sehr gute Zusammenfassung über die verschiedenen Regionen bietet dieser Artikel auf acting-man.com. Dort findet man auch einen Ausschnitt aus einem Interview mit Hans-Hermann Hoppe. Was er dazu sagt, ist bemerkenswert. Ein paar Ausschnitte:

Staaten haben generell die Tendenz, ihre Macht zu zentralisieren. In Europa soll die Kompetenzverlagerung nach Brüssel den Wettbewerb der Länder untereinander ausschalten. Der Wunschtraum der Etatisten ist ein Weltstaat mit einheitlichen Steuern und Regulierungen, der den Bürgern jede Möglichkeit nimmt, durch Abwanderung ihre Lebensumstände zu verbessern. Die Bürger erkennen, dass die Europäische Union im Grunde genommen ein riesiger Umverteilungsapparat ist. Das schürt die Unzufriedenheit und stachelt den Neid der Völker untereinander an.

Was kann man dagegen tun?
Für die Freiheit wäre es am besten, Europa zerfiele in möglichst viele Kleinststaaten. Das gilt auch für Deutschland. Je kleiner die räumliche Ausdehnung eines Staates, desto leichter ist es, auszuwandern und desto netter muss der Staat zu seinen Bürgern sein, um die produktiven Menschen zu halten.

Sie wollen eine Rückkehr in die Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts?
Schauen Sie sich die wirtschaftlich-kulturelle Entwicklung an. Im 19. Jahrhundert war das, was heute Deutschland ist, die führende Region in Europa. Die großen kulturellen Leistungen entstanden in einer Zeit, in der es keinen großen Zentralstaat gab. Die Klein-Territorien standen in einem intensiven Wettbewerb untereinander. Jeder wollte die besten Bibliotheken, Theater und Universitäten haben. Das hat die kulturelle und geistige Entwicklung deutlich stärker voran gebracht als etwa in Frankreich, das schon damals zentralisiert war. Dort konzentrierte sich alles auf Paris, der Rest des Landes versank in kultureller Dunkelheit.

Aber der freie Handel droht bei Sezession und Kleinstaaterei auf der Strecke zu bleiben.
Im Gegenteil. Kleinstaaten müssen Handel treiben. Ihr Markt ist nicht groß genug und sie sind zu wenig diversifiziert, um autark zu leben. Wenn sie keinen Freihandel betreiben, sind sie nach einer Woche am Ende. Ein großer Staat wie Amerika hingegen kann sich weitgehend selbst versorgen und ist daher weniger auf freien Austausch mit anderen Staaten angewiesen. Zudem können kleine und souveräne Staaten nicht dauernd die Schuld bei anderen abladen, wenn bei ihnen etwas schief läuft. In der EU wird Brüssel gern für alle möglichen Missstände verantwortlich gemacht. In unabhängigen Kleinstaaten müssten die Regierungen dagegen selbst die Verantwortung für Missstände in ihrem Land übernehmen. Das hat eine befriedende Wirkung auf die Beziehungen der Völker untereinander.

Quelle: wiwo.de

und weiter:

Kleinstaaten hätte eigene Währungen, das wäre das Ende der Integration der Kapitalmärkte.
Kleinstaaten könnten sich eigene Währungen gar nicht leisten, weil das die Transaktionskosten in die Höhe triebe. Sie würden daher nach einer gemeinsamen Währung streben, die unabhängig und unbeeinflusst ist von den einzelnen Regierungen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden sie sich auf ein Warengeld wie Gold oder Silber einigen, dessen Wert im Markt bestimmt wird. Kleinstaaterei führt zu mehr Markt und weniger Staat im Geldwesen.

Würde Europa zu einer Ansammlung von Kleinstaaten, hätte es im internationalen Konzert großer Länder wirtschaftlich nichts mehr zu melden.
Wie schaffen es dann die Schweiz, Liechtenstein, Monaco und Singapur, wirtschaftlich ganz vorne mit dabei zu sein? Mein Eindruck ist, dass diese Länder wohlhabender sind als Deutschland und dass die Deutschen wohlhabender waren, bevor sie sich auf das Abenteuer Euro eingelassen haben. Wir sollten uns von der Vorstellung lösen, dass Wirtschaft zwischen Staaten stattfindet. Wirtschaft findet zwischen Menschen und Unternehmen statt, die hier und dort produzieren. Es konkurrieren nicht Staaten gegen Staaten sondern Unternehmen gegen Unternehmen. Nicht die Größe eines Landes bestimmt seinen Wohlstand, sondern die Fähigkeit seiner Bürger.

Quelle: wiwo.de (ganzes Interview hier)

Also: Die Zukunft liegt im Kleinen. Dieses Kleine schliesst Verträge und betreibt Handel. Steuern werden gesenkt, Probleme mit marktwirtschaftlichen Lösungen angegangen. Wer könnte etwas dagegen haben? Ja klar: Jene, die den ‘Status Quo’ verteidigen müssen, weil ihnen in dieser neuen Welt die schützende Hand von ‘Big Brother’ fehlt.

Ist der Hang zum Grossen mit Erfolg gekrönt? Kaum, denn grundsätzlich sind die Systeme Schneeballsysteme, die irgendwann kollabieren. Es wird also Zeit, diesen Pfad zu verlassen.

Die Zukunft liegt im Kleinen!

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