Die Gretchenfrage

Als Gretchenfrage bezieht man sich ja auch Goethes “Faust”, als Gretchen gefragt wurde, wie sie es mit der Religion so habe… Heute wird dieser Ausdruck in Verbindung mit der anstehenden Brundesrats-Ersatzwahl verwedent. Als ‘Gretchen’ ist jedoch nicht die SVP gefragt, sondern die anderen Parteien, allen voran die Bundesratsparteien SP, FDP, CVP und BDP.
“Sagt mir, wie habt ihr es mit der Konkordanz?”

Wenn ich den Ausdruck richtig verstanden habe, sollen in der Regierung alle wichtigen Meinungen (oft spricht man ja auch von “Parteien”, was aber im Nachhinein nur zu  unschönen Trennungen geführt hat) vertreten sein. Der SVP als grösste Partei (29%) und damit deren Meinungen und politischen Zielen stehen 2 Bundesräte zu. Wer diese Meinung am besten vertreten kann, weil er sie massgeblich beeinfluss hat, ist wohl allen klar. Wieso soll man sich also mit der zweitbesten Lösung zufrieden geben?
“Sagt mir, steht das Wohl des Landes für euch an erster Stelle?”

Wieso wird – nur um Christoph Blocher zu verhindern – wiederum so viel Kraft aufgewendet? Sollte man nicht dankbar sein, dass ein so erfahrener Politiker, Unternehmer und Militär in dieser schwierigen Situation das Ruder übernimmt? Er hat ja auch selbst gesagt, dass es ihn reizen würde, ein schlecht aufgestelltes Unternehmen wieder vorwärts zu bringen. Wem die Armee am Herzen liegt, muss für Blocher sein.
“Sagt mir, wollt ihr nicht den besten Mann für den Job?”

Es ist absehbar, dass der neu gewählte Bundesrat das VBS übernehmen wird. Schon länger bemängelt die SVP die Zustände in der Armee. Nun hätte sie die Möglichkeit, diese Missstände zu beseitigen. Als Christoph Blocher in den Bundesrat gewählt wurde, übernahm er das Asyl Dossier. Offenbar hat er gut Arbeit geleistet, denn sonst könnte man ihn ja beruhigt ins VBS lassen, wo er ja wegen der Unfähigkeit verkümmern und als geschlagener Mann beim nächsten Mal wieder abgewählt würde. Er würde sich also selbst disqualifizieren. Wäre das nicht reizvoll für die vereinte Linke inkl. CVP? Leider geht das nicht auf, weil Blocher eben gute Arbeit geleistet hat… Da muss man eben mit weichen Argumenten kommen…
“Sagt mir, wie habt ihr es mit der Ehrlichkeit?”

Kein Politiker steht mehr unter Beobachtung wie Christoph Blocher. Jede Bewegung wird mit Argusaugen beobachtet, jede Äusserung auf die Goldwaage gelegt. Man möge doch bitte dieselbe Akribie auch bei den anderen Politikern anwenden und zuerst vor dem eigenen Haus den Dreck kehren.

So oder so, die SVP gewinnt am 10. Dezember. Entweder die anderen Parteien springen über ihren Schatten und wählen Blocher in die Regierung. Oder sie geben der SVP eine Steilvorlage für die nächsten Wahlen (“Parlament missachtet den Volkswillen”). Wenn sie clever sind, wählen sie das kleinere “Übel”…

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