Vimentis führt den Wähler in die Irre

Da staunte ich nicht schlecht, als ich die Auswertung meiner “Wahlempfehlung für Nationalratswahlen 2011” bei Vimentis vor mir hatte. An erster Stelle lag bei mir die Junge FDP, mit “77% Unterstützung Ihrer Meinung”. Grafisch sieht das so aus:

Das mag ja stimmen, dass die “Weisse Socken Partei” mit mir 77% übereinstimmt. Auch grafisch macht das Sinn. Aber das gute Abschneiden überrascht mich sehr. Wer liegt denn auf Platz 2? Ah, die SVP. Mit “73% Unterstützung Ihrer Meinung”, also knapp hinter dem Spitzenplatz. Grafisch sieht das so aus…

Täusche ich mich, oder stimmt meine Position – grafisch gesehen – besser mit der SVP überein als mit jener der JFDP?  Wieso denn diese Diskrepanz bei den Prozenten? Gegenüber der JFDP habe ich doch deutliche Unterschiede in den Ausprägungen “Ausländerpolitik”, “Rechtssystem” und bei der “Aussenpolitischen Öffnung”. Bei der SVP sind die Differenzen beim “Rechtssystem” und bei der “Wirtschaft” doch eher klein. Müsste die Übereinstimmung bei der SVP nicht mindestens 85% sein?

Hier wird doch der Wähler in die Irre geführt! Oder grenzt dies bereits an Wahlmanipulation?

Fazit:
Ich hege grosse Zweifel an der wissenschaftlichen Korrektheit dieses Systems! An die Macher dieser Plattform sei dringend appelliert, sie mögen diese unverständlichen Differenzen so rasch wie möglich beseitigen oder sich in einer Erklärung versuchen. Für mich steht aber fest: Die Plattform hat ihr Vertrauen verspielt. Ich kann sie nicht mehr empfehlen.

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7 Responses to Vimentis führt den Wähler in die Irre

  1. Vimentis says:

    Sehr geehrter Herr Müller

    Vielen Dank für die Anfrage. Vimentis diskriminiert die SVP keineswegs. In einzelnen Fällen kann es vorkommen, dass die visuelle Überlappung der Spiderflächen irreführend sind.

    Konkret gibt es folgende Gründe, wieso die Prozentzahl und die Flächendeckung nicht die gleiche Rangliste ergeben müssen:
    – Eine Frage kann auf mehreren Dimensionen liegen. Stimme ich in einer Frage überein, die auf mehreren Dimensionen abgebildet ist, dann hat das für die Fläche einen “grösseren” Effekt als bei der Berechnung der Übereinstimmung, da diese nur von der Beantwortung der Frage und der Gewichtung der Frage abhängt. Im Spider hingegen wird die Antwort “mehrmals” gezählt.
    – Wenn ich Fragen einer Achse konsequent hoch gewichte, Fragen einer anderen Achse aber nur wenig, spielt natürlich die eine Achse ein grösseres Gewicht in der Berechnung der Prozentzahl als in der Flächenübereinstimmung, da dort visuell jede Achse gleich gewichtet ist resp. die Gewichtung im Kopf vorgenommen werden müsste.

    Die Übereinstimmung der Prozentzahl ist also korrekt (und nimmt dem menschlichen Gehirn die Gewichtung der Achsen ab), weshalb Sie für die Ranglistenberechnung verwendet wird. Der Spider dient dazu, sich selbst und einen Politiker oder Partei auf einer politischen Achse vergleichen zu können. Die Fläche dient lediglich als Visualisierungshilfe, man müsste sich ev. überlegen, die Flächen im Vergleich konsequent auszublenden, da sie dort eher irreführend wirken.

    freundliche Grüsse

    Daniel Geissmann
    Vorstand Vimentis
    Contact: geissmann@vimentis.ch

  2. Vimentis says:

    “Sehr geehrter Herr Müller

    Ich habe gerade gesehen, dass der Artikel von Ihnen stammt. Wenn Sie meine
    Argumente überzeugt haben, darf ich Sie bitten, Ihren Blogbeitrag zu
    entfernen. Ich werde gleich einen Blog auf unserer Seite verlinken mit dem
    gleichen Inhalt wie dem Kommentar, den ich Ihnen zugesandt habe, sodass
    zukünftige User, die auf ein ähnliches Problem stossen, eine Anleitung
    finden, wieso das nicht zu vergleichen ist.

    Wenn Sie den Artikel bei sich auf der Page belassen wollen, möchte ich Sie
    doch sehr bitten, wenigstens den Titel zu ändern.

    Freundliche Grüsse
    Daniel Geissmann”

  3. SVP Aargau says:

    “Sehr geehrter Herr Geissmann

    Besten Dank für Ihre Antwort. Wollen Sie damit sagen, dass die Aussage
    richtig sei, dass der Wähler JFDP wählen solle? Obwohl die Abweichungen
    insbesondere bei der Ausländerpolitik mehr als offensichtlich sind? Das kann
    ja wohl nicht wahr sein. Aber wie das Beispiel zeigt: Die Wähler sind ja
    nicht blöd und realisieren solchen Schwachsinn.

    Wünsche einen schönen Tag.

    Mit freundlichen Grüssen
    SVP Aargau
    Pascal Furer, Parteisekretär”

  4. Markus M. Müller says:

    Ich habe keine Gewichtung der Antworten vorgenommen.

    Das System erscheint also eine “Black Box” zu sein. Wenn der “Spider” nicht das gleiche Resultat wie die prozentuale Übereinstimmung gibt, riecht das nach Manipulation. Sollten die Ergebnisse nicht immer die selben sein, einfach unterschiedlich dargestellt?

    Zur genauen Evaluation dieser Auswertung wäre eine detaillierter Vergleich meiner Antworten mit den beiden Partei-Antworten notwendig. Diese Auswertung wird leider nicht angeboten.

    Wenn es weiterer Beweise bedarf, here we go:

    Hier der Spider-Vergleich mit meinem vorgeschlagenen Top-Kandidaten (Platz 1!):

    Und zum Schluss die Übereinstimmung mit dem bestplatziertesten SVP-Kandidaten (Platz 3):

    P.S. Nein, Ihre Argumente überzeugen mich überhaupt nicht. Aber den Titel ändere ich ab von “Diskriminiert Vimentis die SVP?” in “Vimentis führt die Wähler in die Irre” (Ihr Zitat: “In einzelnen Fällen kann es vorkommen, dass die visuelle Überlappung der Spiderflächen irreführend sind.”
    P.P.S Danke, dass Sie eingestehen, dass die Grafiken “irreführend” sind. Sie führen den Wähler also in die Irre…

  5. Anton Keller says:

    Es ist zwar richtig, dass die Flächen keinen Aussagewert haben. Dennoch sind die Summe der Abweichungen auf den Achsen viel grösser zur JFDP als zur SVP. Ich gehe dabei davon aus, dass die Achsen normiert worden sind, dh. dass eine Achsenabweichung von bspw. 20% auf allen Achsen gleich sind.

    Folglich müsste in den obigen Beispielen die SVP die nähere Partei sein.

    Man kann dies selbst so ausrechnen / ausmessen: 100% -[ (Summe aller “Länge Delta auf der Achse”) durch (“Länge der Achse” * “Anz Achsen”)]

  6. Vimentis says:

    Sehr geehrte Leserinnen und Leser

    Wie gesagt gibt es mehrere Gründe, die dazu führen, dass der Spider nicht die gleiche Rangordnung ergeben muss wie die Prozentzahl:

    1. Der wichtigste Grund ist der Folgende: Der Spider ist eine Vereinfachung, anstelle einer Auswertung von 34 Fragen wertet er 8 Dimensionen aus. Der Spider verdichtet alle Fragen auf 8 Dimensionen. Man kann theoretisch grundsätzlich sämtliche Fragen anders beantworten als der Kandidat und genau den gleichen Spider haben. Entscheidend ist, dass sich die Fragen auf jeder Dimension gegenseitig aufheben. Die Wahlempfehlung hingegen macht diese Vereinfachung nicht. Sie wertet jede Frage einzeln aus. Der Spider ist dadurch aber nicht irreführend, sondern misst die politische Einstellung.

    Dazu ein Beispiel:
    Untenliegende Spider [Bilddatei unbrauchbar] sind bei liberale Gesellschaft fast gleich auf. Die Antworten sind aber unterschiedlich. Der Grund, wieso der Spider fast gleich aufliegt, ist, dass der Kandidat zwar für “Ausbau Videoüberwachung” ist (also nicht liberal) aber dafür für “Legalisierung Canabis” (liberal). Der Wähler ist genau das Gegenteil davon. Beide sind aber einmal liberal und einmal nicht liberal. Das hebt sich auf dem Spider auf. Die berechnete Übereinstimmung der beiden Fragen ist aber gleich null. Sie können dies in Ihrem Profil überprüfen, indem Sie in Ihrem Profil auf “Nationalratswahlen” klicken und dann auf “Meine Ergebnisse”, dann auf detaillierte Ergebnisse” und dann auf “My Spider”. Dort können Sie den Vergleich machen und sehen jede Frage, die auf die entsprechende Dimension gelinkt ist.

    2. Nicht nur der Wähler kann Gewichtungen vornehmen, sondern auch die Kandidaten. Diese werden sowohl im Spider als auch in der Berechnung der Übereinstimmung berücksichtigt.

    3. Wie gesagt kann jede Frage auf mehreren Achsen verlinkt sein

    Freundliche Grüsse
    Daniel Geissmann
    Vorstand Vimentis

  7. Markus M. Müller says:

    Mit der Aussage, dass man “sämtliche Fragen anders beantworten [kann] als der Kandidat und genau den gleichen Spider” erhält, beweist Vimentis, dass dieser “Spider” völlig unbrauchbar ist. Eine gegenseitige Aufhebung der Ausprägung ist nur dann relevant, wenn die Werte der Achsen in der Mitte zu stehen kommen. Bei mir sind die Ausprägungen jedoch relativ deutlich…

    Noch eine Frage: Auf welche Achse hat die Antwort zur Armee (Abbau auf 80’000 AdA – in Ordnung?) wohl ihren Einfluss? Wirtschaft? Finanzpolitik? Ausländer? Umweltschutz? Ich kann es mir nicht erklären…

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