Die moralisch gute Schweiz

[Vorsicht: Satire] Haben Sie es bemerkt? Die Schweiz gewinnt an allen Fronten. Ja, wirklich. Die moralische Kraft des Guten gewinnt über die faktische Kraft des objektiv Richtigen. Schauen Sie doch nur mal:

  • Während China seine Nuklearkapazitäten bis 2020 um das Achtfache (8x!!!) und Indien die Kapazität bis 2030 um das 13-Fache (!!!) ausbauen will (Quelle: FuW, 28. Mai 2011, Seite 10), kümmert sich die Schweiz um den Ausstieg. Schliesslich nimmt der Verbrauch von Strom seit Jahren in der Schweiz ab. Die überschüssige Energie im Winter exportieren wir unter Gestehungspreisen ins Ausland. Wir schwimmen in zu viel Strom. Die Mehrheit der Bevölkerung kauft nur noch Solar-, Wind- und Wasserenergie. Und die kritischen Komponenten für die Solar- und Windenergie (z.B. Silber oder einige der “rare [!] earth metals”) sind in Zukunft ja weiter in rauen Mengen günstig vorhanden. Ja, wir sind auf der richtigen Seite!
  • Oder die Sicherheit: Ausserhalb Europa wird kräftig aufgerüstet. Die Spannungen steigen nicht nur ums Mittelmeer an. Doch wir lassen uns nicht beirren, denn der Friede ist ausgebrochen. Wir verscherbeln Festungsanlagen, reduzieren die Rüstungsausgaben, verkleinern die Armee und verbannen Clustermunition. Die Neutralität ist jetzt aktiv und wir müssen zu jedem Zwist in einem fernen Land unseren Senf dazugeben. Ja, wir sind moralisch diesen Kriegstreibern überlegen. Die Presse liebt uns.
  • In der Wirtschaft treiben wir Steuern für andere Länder ein – ach, wie werden wir dafür geliebt! Unser Bankkundengeheimnis heben wir in Scheibchen auf und unserer einst harten Währung haben wir starke US-Dollars und Euros hinterlegt, die seit Jahren nur noch an Wert gewinnen. Gold und Silber fallen in ihren Preisen regelrecht zusammen, weil nur noch der starke Franken das Mass aller Dinge ist. Von Inflation kann bei den steigenden Preisen von Lebensmitteln nicht die Rede sein. Wahrlich, die Fakten sprechen für unsere geniale Wirtschafts- und Finanzpolitik. Unser Sieg ist nahe!
  • Unser Land als Hort des sozialen Friedens und des Ausgleichs exportiert dieses Erfolgsmodell, indem es Tausende von Menschen importiert und über die Personenfreizügigkeit ins Land lässt. Niemand soll auf dieser Welt hungern oder darben, solange wir sie mit unseren Steuergeldern durchfüttern, gratis mit medizinischen Leistungen versorgen oder eine Wohnung, ein Auto und Ferien in den Heimatländern finanzieren können. Sie alle werden uns so dankbar sein, dass sie nie mehr arbeiten oder zurück in ihre Heimat fliehen wollen. Ja, bei uns gefällt es ihnen und deshalb sollen sie auch ohne offizielle Papiere bei uns bleiben dürfen. Unser Platz im Himmel ist uns sicher – Halleluja!

Diese und vermutlich noch viele weitere Punkte zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wer diese positive Entwicklung unterstützen will, braucht nicht lange zu fackeln, wenn es um die Wahlen im Herbst geht. Bei den “grossen” Parteien kann er fast immer nur richtig liegen. Lediglich eine Partei erdreistet sich, sich dagegen auszusprechen.

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