Plädoyer für die Zellteilung

Wir alle stammen von einer Zelle ab, die sich im Verlauf der Schwangerschaft der Frau x-fach geteilt hat. Dabei haben sich Spezialisierungen ergeben. Beine, Arme und Torso haben sich gebildet. Der Kopf mit seinem Gehirn und den Sinnesorganen wuchs heran. Bei Geburt erblickt die Gesamtheit von Abermilliarden von Zellen die Welt – und lebt mit der Zeit unabhängig, weil es sich selbst ernähren kann.

Das gleiche Prinzip sehen wir bei den Tieren und Pflanzen – und in der Wirtschaft. Aus den Startups in den Garagen, mit ein bis zwei findigen Köpfen entwickeln sich Unternehmen. Die Führungsorganisation (“Management”) kümmert sich um verschiedene Teilaspekte, Produktion und Verkauf werden getrennt, neue Mitarbeiter eingestellt. Das Unternehmen wächst, schafft Arbeitsplätze und erwirtschaftet – hoffentlich – einen Gewinn, womit es weiter wachsen kann.

Beide Formen des Wachstums gründen auf das selbe Prinzip: Die natürliche Zellteilung. Wir sollten diesem Prinzip also auch an anderen Orten nachleben, wenn wir Erfolg haben wollen. Denken wir also etwas weiter.

Etwas überspitzt gesagt, teilt sich die Frau bei der Geburt ihres Kindes auch in (mindestens) zwei “Zellen”: die Mutter und das Kind. Wohingegen bei einer “Fusion” (Heirat, Partnerschaft) von Mann und Frau Ressourcen eingespart werden (eine Wohnung, ein Tisch, ein Hotelzimmer). Die Gesellschaft wächst also nicht, weil die Frau mit dem Mann eine Einheit bildet, sondern nur aufgrund der “Zellteilung”. Auf die gesamte Gesellschaft übertragen heisst das: Solange die Geburtenrate die Sterblichkeitsrate übersteigt, wächst die Bevölkerung (ceteris paribus – also ohne Berücksichtigung der Migration). Und solange es neue Unternehmen gibt, wächst auch die Wirtschaft.

Was mag das für Länder bedeuten? Europhile Politiker glauben, dass durch “Fusion” oder Zusammenlegung von Länder ein Mehrwert entsteht. Sie nennen das “Europäische Union” und erhoffen sich günstigere Preise für allerlei Güter und “mehr Macht Gewicht”. Spezialisierungen werden unterdrückt harmonisiert. Anstatt die einzelnen Vorteile gemeinsam zu nutzen (Hände und Füsse in Kombination), versucht man die Spezialitäten zu amputieren. Was am Schluss bleibt, ist ein stinkender “Blop”, angetrieben von einem Kern aus produktivem Deutschland (dem Herz) und genügend finanzieller (aber sich ständig verdünnender) Liquidität (Blut).

Grösse macht träge, setzt Fett an, wird langsam. Und plötzlich verschwinden diese von der Bildfläche. Size does matter – v.a. langfristig ist Grösse meist hinderlich, das wissen auch die Dinosaurier.

Die gewünschte Richtung wäre also genau umgekehrt: Wir brauchen mehr Wettbewerb, mehr Spezialisierung, mehr unterschiedliche Ideen, mehr innovative “Mutationen” am System und v.a. mehr Muskeln an allen Orten und weniger bürokratisches Fett.

Ich plädiere daher auf allen Stufen der politischen und wirtschaftlichen Gemeinschaften für mehr Spinn-offs, mehr Selbständigkeiten – eben: mehr Zellteilungen. 🙂

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